Wir sind noch immer müde, so richtig müde und keiner von uns will aufstehen. Der gestrige Tag war anstrengend und hat unsere Kraftreserven weiter dezimiert.
Doch die Suppe ruft … 😉
Als wir am Motorrad vorbeigehen, sehe ich, daß der Kupplungsdeckel komplett feucht ist. Ich suche und finde einen Kratzer aus dem scheinbar das Öl austritt. Wahrscheinlich ist der bei einem der beiden Stürze im Matsch entstanden.
Ich säubere Alles, finde jedoch kein Loch. Daher beschließe ich, heute einmal so weiterzufahren und zu beobachten, ob der Deckel wieder feucht wird, denn Öl hat gestern nicht wirklich gefehlt.
Nach der Inspektion geht es zur Suppe.
Im ersten Lokal bekommen wir Nichts, obwohl wir schon zweimal bestellt haben. Wir stehen auf und gehen in das Lokal daneben, doch dort ist nichts los und die Suppe schaut nicht so gut aus. Also gehen wieder retour und bestellen mit mehr Nachdruck. Und siehe da, wir bekommen zwei große Schüsseln Suppe.
Das rohe Rindfleisch wird hier nur mit der Messerrückseite geklopft und dann mit der heissen Suppe übergossen. Fast wie Faschiertes, nur gröber und super lecker.
Sonja hat noch Kräuter von gestern Abend und verfeinert ihre Suppe zusätzlich. Und endlich sind auch genug Zitronen am Tisch!!!
Zurück im Zimmer macht sich Sonja noch einen Kaffee, während ich zu packen beginne.
Während ich unsere Taschen am Motorrad verzurre, werde ich von der Rezeptionistin belagert, die behauptet, wir hätten zwei Handtücher gestohlen. Ich erkläre ihr, daß ich das nicht nötig habe und biete Ihr an, unser Gepäck zu durchsuchen, wenn sie nachher alles wieder so verstaut, wie es vorher war. Daraufhin telefoniert sie mit dem Hotel Manager und entschuldigt sich schlußendlich bei mir.
Definitiv nicht das erste Mal, aber immer noch ein geniales Gefühl aus der Lobby zu „fahren“!
Abfahrt nach Tu Le.
Wir fahren auf einer breiten, gut ausgebauten (mit den üblichen Unterbrechungen 😉 ) Asphaltstraße, die echt Spaß macht.
Wir kommen flott voran und genießen die traumhafte Aussicht auf die Berge.
😀
Fahrende Händler
Die Straße ist nicht nur ein Platz zur Fortbewegung, sondern auch ein Platz um die Ernte zu trocknen.
riesige Reisterrassen
An der Tankstelle am Ortseingang von Tu Le fahren wir natürlich prompt vorbei, da ich mir sicher bin, daß es in dem Ort noch eine gibt. Am Ortsende deutet uns jedoch eine Frau, daß es nur die eine gibt und wir zurück müssen … 😉
Hinter Tu Le bringt uns die Bergstraße …
… auf über 1.500 Meter nach oben.
Bevor wir in endlosen Kehren wieder nach unten fahren.
Heute finden wir sogar die Abzweigung auf unseren Track, der uns nach Süden, nach Muong La, führen soll.
Wir folgen einer Betonpiste durch traumhafte Landschaft.
Machen Pause …
… und Fotos! 😀
Wir erreichen einen kleinen Paß.
Hier zweigt unser GPS-Track scharf nach links auf eine Staubpiste ab.
Also bohren wir unsere Stollen wieder in die staubige Erde.
Und finden uns kurze Zeit später in den Vorgärten der dortigen Bewohner wieder. Ein kleiner, staubiger und ausgewaschener Weg führt hier zwischen den Holzhütten hindurch. Es geht steil rauf und runter, und wir sind mitten drin, so wie auch die Hühner, die kreischend vor uns davon laufen und flattern … Gut so!!! 😀
Leider kommen hinter dem Ort viele Abzweigungen, die einiges unserer wertvollen Zeit für die Navigation verschlingen.
Gegenverkehr
Zum Fahren bleibt uns nur ein schmaler Grat.
Und da die Piste nach rechts viel einladender aussieht, biegen wir natürlich prompt in die falsche Richtung ab. 😉
Bemerken unseren Irrtum aber nach ein paar Hundert Metern, wenden und fahren zurück.
Wieder bei der Kreuzung angekommen, biegen wir diesmal richtig ab.
Plötzlich stehen wir vor einer Gabelung. Auf unserem GPS-Track sind wir schon lange nicht mehr, denn der läuft irgendwo 200 m parallel zu uns. Doch dort war kein Weg!
Wir entschließen uns nach rechts zu fahren, also wieder in Richtung GPS-Track.
Doch schon bald versperrt uns ein Holzzaun den Weg. Die Türe ist geschlossen, also parken wir die Honda vor dem Tor und gehen ein Stück zu Fuß weiter.
Wir genießen die Aussicht und schauen uns den weiteren Verlauf der Piste an.
Es ist ein kleiner, super schmaler Motorcycletrail. Er ist matschig, rutschig, feucht, steil und eng – so richtig eng.
Getrieben von unserer Abenteuerlust fahren wir weiter!!! 😀
Anspruchsvoll geht es dahin.
In einer grandiosen Szenerie!
Der Trail wird immer enger und ich bleibe mit dem Lenker links und rechts gleichzeitig im Gebüsch hängen. 😯
Und mir schlagen die Äste ins Gesicht.
Unzählige Abzweigungen tauchen vor uns auf und wir entscheiden nur mehr aus dem Bauch heraus, in welche Richtung wir fahren, denn der GPS-Track führt immer noch gute 300 Meter parallel zu uns! Mitten im Nirgendwo …
Ich fühle mich wie Indiana Jones auf großer Mission! 😉
Verschärfte Bedingungen auch für die Kamerafrau! 😀
Also wenn das kein Abenteuer ist?!?
Links kommt die Steilwand von oben und rechts geht es ebenso steil nach unten. Ich kann also weder meinen linken Fuß, noch meinen rechten auf den Boden bekommen. Jetzt also bloß nicht nachdenken, was wäre wenn … 😉
Auch wenden ist hier unmöglich.
Manche Abzweigungen machen uns die Entscheidung leicht! 😉
Mittlerweile fahren wir wenigstens parallel zum GPS-Track und in die richtige Richtung.
Plötzlich kommt wieder eine Steilabfahrt von guten 3 Metern, an der es fast senkrecht nach unten geht. Ich rufe Sonja noch zu, sie soll sich mit den Knien bei mir festklammern, damit sie mir nicht auf diesem rutschigen Untergrund mit vollem Gewicht in den Rücken fällt! Doch leider zu spät. Wir kleben Beide am Lenker … Aber Alles geht gut aus! 😀
Minimale Zivilisation in Form einer Brücke, einer Hütte und zweier Kühe taucht vor uns auf.
Wir überqueren die Brücke, auch wenn unsere zweite GPS-Karte meint, wir sollen auf dieser Seite bleiben.
Der Trail auf der anderen Seite sieht jedoch wesentlich besser aus.
Es geht mit lauter kleinen Kehren, in denen ich fast reversieren muß, steil nach oben. Und der Trail ist natürlich feucht und schmierig ohne Ende!
Wir überqueren den nächsten Hügel und damit nähern wir uns jetzt auch wieder dem GPS-Track.
Je weiter wir kommen, desto breiter wird der Weg. Jetzt würden sogar schon zwei Mopeds nebeneinander passen. Also mit Luftanhalten und sich schlank machen … 😉
Plötzlich taucht unter uns eine nagelneue Asphaltstraße auf.
Doch um sie zu erreichen, müssen wir hier entlang … 😯
Geschafft!!!
Nach solchen Abenteuern wird mir immer erst bewußt, wie himmlisch Asphalt ist … 😀
Wir folgen der nagelneuen Straße für fast 5 Kilometer.
Bevor sie plötzlich, wie mit dem Lineal abgeschnitten, endet und wir uns auf der „alten“ Piste wiederfinden.
Weitere 5 Kilometer lang, liefern wir uns ein Wettrennen mit den lokalen Mopeds.
Und haben schlußendlich Alle bis auf Einen geschlagen. Der wollte es aber wirklich wissen … 😉
Wir erreichen ein Hochtal und einen Ort.
Die Brücke ist die Hauptverbindung zur anderen Seite.
Die Alternative wäre hier durch den Fluß.
Die Straße hinter dem Ort ist gut und sogar auf unserem GPS eingezeichnet.
Das Hochplateau ist von Bergen eingerahmt. Links und rechts von der Straße sind Reisfelder und hunderte Wasserbüffel, die in den Reisfeldern grasen, oder sollte ich besser „reisen“ sagen … 😀
Die Straße führt uns über das Hochplateau.
Rechts taucht ein Fluß auf.
Und ein paar Kilometer weiter erreichen wir einen Stausee. Auf unserer GPS-Karte führt die Straße, ebenso wie der GPS-Track, mitten durch den See. Auch zwei Orte befinden sich laut GPS-Karte mitten im See …
Die nagelneue Straße oberhalb des Sees existiert dafür auf den GPS-Karten noch nicht …
Ich beginne über diese ökologische Katastrophe nachzudenken …
An einer kleinen Aussichtsplattform oberhalb des Sees machen wir Pause. Ich brauche etwas Erholung für meinen Hintern und ein wenig Durchlüften für meinen Kopf, der nur mehr Schlaglöcher sieht.
Dann geht es weiter bis zum Staudamm, den wir überqueren.
Danach wird die Straße so richtig schlecht, denn vom Asphalt sind nur noch 30-50% erhalten. Der Rest sind gigantische Schlaglöcher und Schotter.
Zum Fahren ist das eine Katastrophe. Da sind mir echte Pisten wesentlich lieber!!!
Kilometer um Kilometer kämpfen wir uns voran.
Es geht von 900 Metern auf über 1.500 Meter nach oben.
Um danach auf 300 Meter abzufallen. Ein reines Vergnügen auf dieser schlechten Strasse/Piste … 😉
Das ist kein L17 – eher ein L8 … 😀
Es wird wieder deutlich wärmer. Mir persönlich war die kühle Luft auf über 1.000 Metern sympathischer.
In Muong La machen wir Pause. Sonja will einen Kaffee und hier gibt es ein Café.
Sonja bestellt sich einen ca phé, den traditionellen vietnamesischen Kaffee.
Dazu wird ein Alufilter auf die Tasse aufgesetzt und das Kaffeepulver darin mit heißem Wasser aufgegossen.
Die Extraktion tropft dann langsam in die Tasse.
Sobald alles durch ist, leert man die Tasse in das Glas mit Eiswürfeln und genießt das köstliche Getränk.
Es schmeckt nach Schokolade und Haselnuß – einfach köstlich!!!
Ich habe mir einen Eiskaffee bestellt und der erfrischt mit den gleichen köstlichen Aromen meinen Gaumen und stärkt meine Lebensgeister.
Noch trennen uns 45 Kilometer von Son La, unserem heutigen Ziel.
Ab jetzt sind wir aber auf einer super ausgebauten, zweispurigen Straße unterwegs, die wir uns mit vielen LKWs und Mopeds teilen.
Dafür kommen wir gut voran.
Verkaufsstände am Straßenrand.
Der Fluß mäandert neben uns.
Gegenverkehr
„Das Imperium schlägt zurück?!?“ 😀
Ziegelfabrik
klassischer asiatischer Hausbau
20 Kilometer vor Son La beginnen die Vororte und wir kommen nur mehr langsam voran, da sich hier „Alles“ auf der Straße bewegt …
Laut GPS haben wir noch 5 Kilometer bis Son La, doch der Ort, den wir gerade durchfahren, ist mir zu groß für einen Vorort. Es ist zu viel Verkehr und erinnert mich an Hanoi, und es gibt viel zu viele Geschäfte.
Unglaublich, was da an Schrott, wie Elektronik, Handys und Gewand, verkauft wird …
Wir bleiben stehen und schauen mal auf der Papierkarte nach und siehe da wir sind schon in Son La. Also Quartier suchen …
Die Liste von Flamingo Travel hilft uns nicht weiter, da ihre Hotels 3 km außerhalb der Stadt sind.
Wir fahren zu einem Guesthouse, doch sie wollen 300.000 Dong pro Nacht und die Zimmer sind echt eckelig.
Dann zum Cong Doan Hotel, gleich zweimal ums Eck. Wir werden sofort englischsprachig begrüßt. Die Zimmer kosten 35 US-Dollar und Sonja schaut sie sich an. Es gibt ein altes Zimmer, das ziemlich grauslich ist oder eine Suite (VIP-Room). Ohne Frühstück wollen sie 450.000 Dong für das Alte und 500.000 Dong für die Suite. Ich biete ihr 450.000 Dong für die Suite und erwähne Sonja gegenüber, daß wir jetzt einfach zum Sunrise Hotel weiterfahren, das gleich um die Ecke ist.
Das hat natürlich auch die Vietnamesin verstanden, läuft sofort los, um den Manager zu fragen und siehe da, wir bekommen die Suite für 450.000 Dong … 😉
Und das ist sie wirklich wert. Ein super schönes Zimmer, mit Lounge, Badewanne und einem echten „Stahlbetonbett“. 😀
Nachdem wir alle unsere Sachen ins Zimmer gebracht und uns ein wenig erfrischt haben, geht Sonja auf den Markt.
Und ich repariere inzwischen den Kupplungsdeckel der Honda, da wir noch immer Öl verlieren. Glücklicherweise habe ich mir „Hysol“ – ein Stahl beinhaltendes Epoxidharz – von zu Hause mitgenommen.
Als erstes wasche ich den Deckel mit Seife.
Danach wird er gründlich abgespült.
Und da er noch warm ist, trocknet natürlich alles sehr schnell.
Inzwischen am Markt …
Als nächstes raue ich die Stelle mit der Feile vom Leatherman auf.
Dann mische ich das Epoxidharz an, trage es auf den Motordeckel auf und versuche es so gut wie möglich in das Loch zu pressen.
Danach entferne ich das überschüssige Harz.
Mal sehen ob es hält …
Kaum bin ich fertig, taucht auch schon Sonja auf und wir gehen gemeinsam Ente, Reis und Bier besorgen.
Er grillt mir mit Hingabe meine Ente nach meinen Wünschen, nämlich etwas dunkler und knuspriger!
Dann wird sie feinsäuberlich mit dem Beil zerhackt und in einen großen Styroporbehälter geschichtet.
Als wir am Retourweg ins Zimmer an der Honda vorbeigehen, stinkt sie extrem nach Benzin. Die ganze Schwimmerkammer vom Vergaser ist naß. Doch wo kommt der Sprit her? Ist vielleicht das Nadelventil undicht?
Als Erstlösung drehe ich einfach den Benzinhahn ab! Morgen ist auch noch ein Tag …
Und wenn ich ehrlich bin, macht mir auch der Zustand von meinem Hinterreifen ein wenig Sorgen, denn wir sind ja erst am Anfang der Reise …
Dann endlich Schlemmen. Die Ente ist phantastisch und die Sojasauce mit Knoblauch paßt perfekt dazu.
Zusätzlich haben wir noch Reisteigröllchen mit Röstzwiebeln.
Buns (Germknödel) gefüllt mit Gemüse und Glasnudeln.
Und als Nachspeise: Reis mit Kokosnußmilch (ja, Sonja hat hier endlich eine aufgetrieben 😉 ) und Bananen
Die eine oder andere Passionsfrucht. 😀
und BIER, BIER, BIER und BIER … 😉
Nach dem Essen schauen wir uns auf Google Earth noch die Tracks von gestern, heute und morgen an. Jetzt ist uns Vieles klar und auch nicht!
Die GPS-Tracks dürften schon etwas älter sein, manche Trails einfach nicht mehr existieren, andere dafür schon zu breiten Asphaltstraßen umgebaut worden sein und manche noch existieren.
Die Strecke von morgen dürfte passen – ist uns aber für einen Tag zu heftig. Also fahren wir morgen gemütlich bis Song Ma und übermorgen weiter nach Dien Bien Phu. Aber mal abwarten was passiert, denn wir wissen nicht einmal, ob es in Song Ma ein Quartier gibt … 😉