Als wir heute morgen die Vorhänge öffnen, schauen wir in den Regen. Es schüttet in Strömen und die ganze Straße schwimmt.
An der Motivation, uns nicht gleich wieder die Decke über den Kopf zu ziehen, scheitert es langsam! Doch wir geben uns einen Ruck und gehen Frühstücken, denn mit gutem Essen im Bauch sieht die Welt immer gleich viel besser aus!!!
Wir gehen nochmals Reisteigröllchen essen, da sie sooooo lecker sind. Sonja ist zwar nicht ganz so glücklich, denn sie hätte lieber eine Suppe gehabt, doch aus Liebe zu mir gönnt sie mir diesen Start in den Tag.
Ich könnte mich blöd“fressen“ an den Dingern. Sowohl die mit Fleisch, als auch die mit Ei sind genial, genauso wie die Suppe mit Würstchen dazu! Leider dürfte viel Geschmacksverstärker und sonstige Chemie drinnen sein, denn wir spüren die Suppe Beide danach im Magen.
Zurück im Zimmer packen wir und ich hole die Honda aus der Garage. Der Regen hat mittlerweile stark nachgelassen und da es nur mehr tröpfelt, fahren wir langsam los.
Der Plan für die nächsten zwei Tage sieht vor, der Bundesstraße 4 bis That Khe zu folgen, dann über die 228 nach Binh Gia zu fahren, wo wir auf die 279 stossen, die uns bis in die Ha Long Bucht und dann weiter nach Cái Rong, nördlich von der touristischen Ha Long Bucht, bringen wird.
Unser Etappenziel für heute ist Lang Son. Dazu fahren wir über Van Quan und Dong Mo und folgen dann ein Stück der 1A nach Lang Son. Dieses Stück müssen wir morgen wieder zurück, doch Lang Son ist der größte Ort zwischen Cao Bang und Ha Long und wir hoffen dort ein Quartier zu bekommen.
Bis That Khe fahren wir im strömenden Regen und wir frieren. So macht uns Südostasien und unsere Winterauszeit wirklich keinen Spaß mehr!!! Und das will was heißen … 😯
Normalerweise erfreue ich mich an den Wolken in den Bergen, doch dafür ist mir heute einfach zu kalt.
Zu unserer Freude verwandelt sich der Asphalt recht bald in eine rutschige Schlammfahrbahn.
Irgendwie passen die Badeschlapfen zu dem vietnamesischen Müllsackdesign.
Trostlos
Und rutschig. 😯
Kurze Besserung
Bevor es noch schlimmer wird. 😉
An unserer Abzweigung stehen wir waschelnaß und durch den Schlamm dreckverkrustet da und überlegen, was wir wirklich machen sollen.
Direkt über die 4er wären wir in 70 Kilometern in Lang Son. Über meine geplante Route durchs Hinterland sind es 150 Kilometer, also mehr als doppelt so viele und wir wären sicher viermal so lange unterwegs, da ich natürlich kleinere Straßen mit ungewissem Zustand gewählt habe.
Wir schauen uns an und sind uns schnell einig. Es tut uns im Herzen leid um die Runde, doch so hat das keinen Sinn. Wir waren jetzt schon zweimal auf 600 Metern und sind beide Male in die Wolken gekommen und auf der Runde kämen wir sogar noch höher.
Schweren Herzens lege ich den ersten Gang ein und wir folgen der 4er.
Eine folgenschwere Entscheidung, denn ein paar Kilometer später stehen wir im Schlamm. Es gibt keinen Asphalt mehr, sondern nur mehr Schlamm, Schlamm, Schlamm und Schlaglöcher voller Schlamm. Dazwischen unzählige RiesenLKWs, Mopeds und ein paar Busse, die wie immer rücksichtslos unterwegs sind, als gäbe es keine anderen Verkehrsteilnehmer.
Auch auf der 4er müssen wir über einen Pass und die Auffahrt wird spannend, weniger wegen der Traktion, denn ich habe mich jetzt schon ganz gut auf dem Schlamm eingefahren und wir sind mit teils über 60 km/h auf dem Zeug unterwegs, sondern wegen der RiesenLKWs, die hier im Schleichgang mitten auf der Straße nach oben fahren und uns nicht vorbeilassen. Die Überholmanöver sind teils recht waghalsig, doch dahinter bleiben ist keine Option, denn wir sind nach nicht einmal einer Minute komplett mit Schlamm überzogen und sehen nichts mehr.
Also leicht versetzt fahren und den kleinen Moment abwarten, wenn der LKW ein wenig nach rechts zieht, die Sicht nach vorne und eine Lücke für uns freigibt. Dann hupen, vorsichtig Gas geben, damit uns nicht gleich das Hinterrad wegrutscht und durch die ganzen Schlaglöcher zügig am LKW vorbei ziehen!
In Österreich würden sie mir dafür sofort den Führerschein abnehmen und mich wegen grober Fahrlässigkeit inhaftieren. Doch hier der alltägliche Kampf ums Überleben auf der Straße …
Fotos gibt es davon leider keine! Das hätte die Kamera nicht überlebt. 😉
Und noch immer keine Wetterbesserung in Sicht.
Im Schritttempo an den Schulkindern vorbei.
Und wir zirkeln ständig um die Schlaglöcher herum.
Ein kurzes Stück Asphalt.
Bevor wir wieder auf Schlamm unterwegs sind.
Ich weiß nicht wo der Dirt Track hinführt, doch ich hätte echt Lust ihn zu fahren. 😎
Es sind zwar kaum Kurven, doch wir schlingern ständig dahin.
Er ruft wahrscheinlich zu Hause an, daß es heute etwas später wird! 😀
Landschaftlich wäre die Strecke eigentlich wunderschön.
ohne Worte …
Endlich kann Sonja einmal eines unserer unzähligen Überholmanöver fotografieren.
55 Kilometer, eine Stunde später und mit gefühlten 50 Kilogramm mehr auf der Honda treffen wir auf die 1A, eine superbreite voll ausgebaute „Autobahn“ die uns mit dichtestem Verkehr nach Lang Son bringt.
Die Ironie an der Sache ist, daß die 4er komplett naß und schlammig war, die 1A aber staubtrocken und supersauber ist!
Verkaufsstände für Zuckerrohr am Straßenrand.
Und schon bald erreichen wir Lang Son. Die Stadt ist riesig und wirkt fast so groß und hektisch wie Hanoi.
Auch ein Quartier finden wir rasch und hoffen, daß sie uns überhaupt ein Zimmer vermieten, so schlammverkrustet wie wir sind.
Die Spuren der heutigen Fahrt.
Sonja läßt ihre schlammverkrustete Regenhose lieber draußen.
Und ich mache aus uns wieder „the smiling Austrians“! 😀
Unglaublich …
Bevor wir Lang Son erkunden, genießen wir einen großen Kaffee und ein paar Kekse im Zimmer. Wir brauchen ein wenig Auszeit von der Hektik auf den Straßen und ein wenig Wärme.
Gut, daß auch diese Klimaanlage heizen kann. Deshalb drehen wir sie gleich auf 30 Grad auf … 😉
Ich stelle mich noch mit der kompletten Motorradgarnitur in die Dusche und versuche den Schlamm von mir abzuwaschen … 😉
Sonja genießt inzwischen den Ausblick auf den See von unserem Balkon.
Dann fahren wir durch die Stadt. Erkunden die unzähligen kleinen Straßen und beobachten das bunte Treiben. Also Sonja, denn ich muß mich auf den Verkehr konzentrieren.
Ein genialer Wegweiser.
Der Ortsteil, in dem wir uns befinden, scheint das Marktviertel zu sein.
Er sollte besser flüchten … 😯
Wir fahren über die große Brücke in den Süden der Stadt.
Doch hier empfängt uns wieder der chaotische Verkehr … 😯
Ich würde mich mit dem Pyjama nie außer Haus trauen!
Ein kleiner Tempel.
Der Flagpole von Lang Son im Hintergrund.
Nach einem kurzen Spaziergang fahren wir wieder zurück und stürzen uns nochmals in das bunte Treiben am Markt.
Wir bekommen chinesische Buns, so wie schon in Son La und ich decke mich mit den Köstlichkeiten ein. Es gibt die Salzigen mit den Schwammerln, Fleisch und Eiern und Süße. Wir kaufen 5 von den Salzigen und 2 von den Süßen. 😛
Die anderen dürfen wir nicht kaufen. Sie will sie uns einfach nicht geben! Was auch immer da drinnen ist?!? Vielleicht wollen wir es auch gar nicht wissen … 😉
Doch wie immer im Leben sind die verbotenen Sachen die Interessantesten. Dieses Geheimnis werden wir jedoch nicht lüften, denn auch mit insistieren haben wir keines bekommen!
Das sind die Salzigen.
Eines muß ich natürlich gleich „verkosten“!
Wir durchstöbern den restlichen Markt.
Er scheint endlos zu sein!
Nach 1,5 Stunden fahren wir zurück ins Zimmer und ich genieße einen weiteren Bun und schreibe diese Zeilen.
Dann düsen wir nochmals durch die Stadt und suchen ein Pholokal, was sich schwerer herausstellt, als erwartet. Doch schlußendlich werden wir fündig und essen drei phantastische Suppen.
Krokodil oder Hund? 😀
Sonja nimmt sich noch Chao mit ins Hotel und ich zwei Dosen Bia Ha Noi. 😉
Dann müssen wir in der Hotelgarage diskutieren, denn sie wollen unseren Motorradschlüssel haben. Ich habe das Motorrad versperrt und gebe ihn nicht her. Da habe ich noch die Bilder aus Meo Vac im Kopf, als ich mir nach dem Ölwechsel die Hände waschen gegangen bin und der Besitzer vom Nachbarshop schon auf der Honda saß, sie von der Auffahrt rollen ließ und auch der Motor schon lief. Sein Blick sprach dann auch Bände, als ich ihm einfach die Zündung abgedreht und den Schlüssel weggenommen habe. Doch das brauche ich nicht nocheinmal und so bleibt die Honda versperrt und der Schlüssel bei mir!!! Und in die Parkbucht, in der die Honda steht, können die Vietnamesen sowieso nicht hineinreversieren, so schlechte Autofahrer wie sie sind … 😉
die Märkte schauen schon recht nett aus.
Der Markt in Lang Son war auch irre groß und abwechslungsreich! Da hätten wir wirklich eine Woche verbringen können und wären immer noch auf etwas Neues gestoßen …