In unseren Breitengraden kaum mehr zu finden und selbst in Kärtnen vom Aussterben betroffen, ist die bäuerliche Selbstvermarktung.
Die Arbeit am Bauernhof kennt keine geregelten Arbeitszeiten, keinen Urlaub und keinen Krankenstand, kein geregeltes monatliches und schon gar kein Weihnachts- oder Urlaubsgeld. Die Arbeit ist hart und hat kaum soziales Prestige. Kein Wunder also, daß die Kinder (mittlerweile ja auch schon erwachsen) jetzt Berufen in der Stadt nachgehen und die Höfe nicht mehr übernehmen und weiterführen wollen.
So auch bei Familie Gutschi auf der Weinebene. Vor ein paar Jahren haben wir das kleine Schild in einer Kehre entdeckt und sind ihm durch den Wald bis zum Bauernhof gefolgt.
Wir wurden sehr freundlich und schon fast familiär von Frau Gutschi empfangen. Sie zeigte uns den Hof, Ihre Kühe und Ihren selbstgemachten Speck, Ihre Hirschwürste und viele andere Köstlichkeiten. Bei der Verkostung schüttete Sie Ihr Herz aus, daß Ihre Töchter studieren und den Hof nicht übernehmen werden und Sie selbst auch nicht mehr weitermachen möchte, da Ihr die Arbeit alleine zu beschwerlich wird.
Es ist wahrscheinlich leicht zu erraten, daß wir noch nie so einen tollen Speck gegessen haben, wie den von Ihr Geräucherten …
Dementsprechend haben wir auch ordentlich zugeschlagen und unseren Kofferraum gefüllt!
Bei unserem heurigen Besuch hatten wir schon nicht mehr erwartet Speck bei Ihr kaufen zu können, doch Ihr kleiner Lagerraum war mit frischen Köstlichkeiten gefüllt und wir überglücklich!!! 😀
Geselchter oder luftgetrockneter Bauchspeck, Schinkenspeck, Kareespeck, Hirschspeck, Hirschwürstel, etc. warteten in dem Regal auf uns! 😀
Frau Gutschi erzählte uns, daß Sie am Christtag letzten Jahres im Stall ausgerutscht ist und sich einen Brustwirbel gebrochen hat und nur durch einen Wink des Schicksals nicht im Rollstuhl gelandet sei. Natürlich sieht Sie das Leben jetzt mit anderen Augen, produziert weiter solange es Ihr Spaß bereitet, dafür aber in kleineren Mengen. Zwei Töchter sind mit Ihren Studien fast fertig, haben bereits Jobs und auch die dritte Tochter wird den Hof nicht weiterführen. Von Ihren sieben Geschwistern geht es fast Allen gleich, nur ein Bruder hat auf Großbetrieb umgestellt und beliefert eine große Kette mit Hühnerfleisch.
Natürlich verstehe ich die nächste Generation, schließlich bin auch ich nicht Bauer und weiß meine mittlerweile sehr „bescheidenen“ Arbeitszeiten, meinen Urlaub und mein regelmäßiges Einkommen zu schätzen. Bedenklich finde ich es trotzdem, schon in naher Zukunft, nur mehr „Industrie-Lebensmittel“ kaufen zu können und diese am Besten im Großpack – nur mehr Quantität, statt Qualität – ist es wirklich DAS, was wir wollen?