Behind the scene

Ich möchte unsere Fahrzeugpanne bewußt aus den Urlaubsblogs herausnehmen, um einen kleinen, bewußt subjektiven, Einblick zu geben, was die letzten Tage so Alles passiert ist. Natürlich handelt es sich hierbei um unseren persönlichen Fall, der vielleicht nicht auf andere umlegbar ist, doch auch wir haben viel gelernt …

Unser Auto ging nach einer kurzen Reversierstrecke „in Rauch auf“. Die Kupplung rutschte auf einmal durch, überhitzte – um sich anschließend, nachdem sie wieder abgekühlt war (wir haben das Auto von der Straße geschoben), nicht mehr trennen zu lassen – wir konnten keinen Gang mehr einlegen.

Der Anruf bei Tip&Tat unserer Autoversicherung ergab nur die Erkenntnis, daß wir hier keine Hilfe erwarten dürfen. Die Dame im CallCenter hätte uns nur, wenn wir darauf bestanden hätten, die Nummer von einer Werkstatt in Frankreich herausgesucht …

Als langjähriges, bis jetzt schadenfreies, ÖAMTC-Mitglied war unser nächster Versuch, die Schutzbrief-Nothilfe zu kontaktieren. Hier haben wir auch sehr schnell und kompetent Auskunft über die Leistungen unserer Mitgliedschaft erhalten – ich muß gestehen, daß ich diesen Schutzbrief nun seit rund 20 Jahren besitze – als Teil unseres „Vollkaskodenkens“ – mir aber gar nicht so bewußt war, welche Serviceleistungen wir damit in Anspruch nehmen können …

Die vorgeschlagenen Möglichkeiten waren:

  • Auto wird in der Früh vom französischen Pannendienst abgeholt und zur nächsten Vertragswerkstatt gebracht, um dort eine Diagnose zu stellen (ohne Kosten für uns)
  • Sollte das Auto innerhalb der nächsten drei Werktage reparabel sein (in unserem Fall bis Mittwoch – was unsere pünktliche Abreise am Donnerstag bedeutet), wird das Auto auf unsere Kosten repariert
  • Sollte das Auto innerhalb der nächsten drei Werktage NICHT reparabel sein, wird das Auto vom Rückholdienst nach Österreich transportiert und wir bekommen einen Mietwagen mit Anhängerkupplung für 24 Stunden um die Heimreise anzutreten (ohne Kosten für uns)
  • Da die Mitgliedschaft auf mich läuft und ich am Steuer saß, obwohl das Auto nicht auf mich zugelassen ist, sei sowohl ich, als auch das Auto und auch der Hänger voll gedeckt.
  • Das System im CallCenter wurde uns so beschrieben, daß aufgrund unserer Telefonnummer jedem Mitarbeiter sofort unser Akt angezeigt wird, wenn wir anrufen, um nicht Alles neu erklären zu müssen.

Wir vereinbarten die Abschleppung für den nächsten Tag. Kurze Zeit später erhielt ich einen Anruf vom ADAC Frankreich. Nachdem ich der Dame unser gesamtes Problem nochmals geschildert hatte, bekam ich einen Termin am Montag um 8Uhr30 für die Abschleppung. Wir waren etwas beruhigter und hatten das Gefühl Hilfe zu bekommen.

Der Pannendienst war tatsächlich pünktlich um 8Uhr30 vor Ort, verlud unser Auto auf den LKW, war ausgesprochen bemüht, gründlich und freundlich. Da er leider nur französisch sprach, übersetzte Monique für uns und erklärte ihm unsere Lage, daß wir spätestens Donnerstag in der Früh die Provence verlassen müssen. Er versprach die Diagnose sofort zu veranlassen. Ich hatte zwar noch immer ein komisches Gefühl im Bauch, auf diese Weise einen Tag zu verlieren, wurde allerdings überzeugt, daß jetzt alles seinen richtigen Weg nimmt und ich in Ruhe frühstücken soll.

Am Nachmittag baten wir Monique einmal bei Monsieur Merçier nachzufragen, wie der Stand der Dinge sei. Wir erhielten keine eindeutige Antwort, also machten wir uns auf den Weg mit der KTM zur Werkstatt. Unser Auto stand unberührt in einer Ecke der Werkstatt geparkt. Ein Mechaniker schraubte im Zeitlupentempo (ich hätte nie gedacht, daß sich ein Mensch so langsam bewegen kann …) an einem anderen Auto. Herr Merçier winkte nur ab und meinte das Auto wäre reparabel, allerdings frühestens bis Freitag …

Wir kontaktierten sofort den ÖAMTC, der uns erklärte, daß in diesem Fall eine Rückholung des Fahrzeuges veranlaßt wird und wir aller Voraussicht nach, einen Mietwagen mit Anhängerkupplung bekommen …

Unser Frust war groß, ebenso die Enttäuschung, doch was sollten wir machen – also Frustshopping nach Vaison-la-Romaine … 😉

Rund zwei Stunden später erhielt ich einen Anruf vom ÖAMTC, daß die Rückholung nicht stattfinden wird, da weder das Fahrzeug, noch der Hänger, noch meine Frau versichert seien!!! Ich traute meinen Ohren nicht …

Die sehr jung klingende Frau am anderen Ende der Leitung, erklärte mir, das ich keine weitere Hilfe vom ÖAMTC zu erwarten hätte und mir alle Leistungen, die bis jetzt erbracht wurden, in Rechnung gestellt werden!!!!

Genau die Art von Hilfe, die ich mir in dieser Situation wünschte!!!

Nach nochmaliger Erklärung unserer Situation und aller Gegebenheiten, meinte die Dame, daß wir nun doch versichert wären … Meinen Adrenalinspiegel könnt Ihr Euch sicher vorstellen …

Die sehr „bemühte“ Dame erklärte mir, daß die Rückholung rund drei Wochen in Anspruch nehmen wird, wir zu 90% keinen Mietwagen mit Anhängerkupplung bekommen werden, außer wir erklären uns bereit, rund 500-800 Euro aufzuzahlen und der Mietwagen ein Ford Focus sein wird – was ein rießiges Problem mit unserem Gepäck darstellen würde …

Des weiteren – Zusammenfassung der folgenden Gespräche mit der Supervisorin:

  • Der Mietwagen wäre in Avignon abzuholen. Wie wir die 40 Kilometer zurücklegen sollen, ist unser Problem – Kostenersatz für Taxigebühren beträgt maximal €13 …

  • Der Mietwagen steht uns für genau 24 Stunden ab Abholung zur Verfügung.

  • Wir bekommen nur einen Mietwagen der Klasse 2 (keine Aufzahlung möglich …) – ca. Ford Focus

  • In Frankreich gibt es keine Mietwagen mit Anhängekupplung …

  • Als Kulanz wird auch das Motorrad im Hänger transportiert – das nicht auf mich gemeldet ist!!!

  • Alles IM Hänger ist NICHT versichert!!!

  • Unser Hänger wird am nächsten Tag um 8 Uhr abgeholt!!! Das heißt, wir haben keine Chance zu versuchen, wie viel von unserem Gepäck überhaupt in den Mietwagen paßt und dann den Rest in den Hänger zu verladen und dort zu sichern …

  • Der Rücktransport dauert mindestens drei Wochen, wobei sowohl das Auto, als auch der Hänger auf dem Lagerplatz unversperrt bleiben müssen – angeblich eine Zollauflage … – und siehe oben, der jeweilige Inhalt nicht versichert ist.

An dieser Stelle fiel bei mir die Sicherung und wir nahmen die Sache wieder selbst in die Hand. Über Monique klärten wir mögliche Termine und Zusagen der lokalen BMW-Werkstätten ab. Da hier die frühesten Termine 12. Juni (Carpentras), respektive 17. Juni (Avignon) gewesen wären, fragte sie auch in „Ihrer“ Werkstatt nach. Es handelte sich dabei um die „Garage“ von Monsieur Brun – einem Autonarren, der schon oft Gästen von Monique und Chris weitergeholfen hat. Durch Moniques Intervention war er auch bereit uns zu helfen, benötigte jedoch noch schnell den Zulassungsschein, um vielleicht vor Geschäftsschluß die Ersatzteile bestellen zu können.

Wir fuhren im Tiefflug zurück nach Beaume de Venise, um den Zulassungsschein zu holen, der beim Auto war. Dann weiter nach Aubignan zu Monsieur Brun. Ersatzteilbestellung war leider doch ein Problem, da in Frankreich alle Daten der Fahrzeuge an das Kennzeichen gekoppelt sind, bei uns jedoch an die Fahrgestellnummer …

Den Transport des Autos in die Werkstatt von Monsieur Brun mußten wir uns auch noch organisieren, da sich der ÖAMTC hier komplett abputzte – sie planten nur mehr die Rückholung und wollten keine Energie für Anderes verwenden …

Unsere Idee war einfach das Auto bis Mittwoch Abend wieder flott zu bekommen, damit wir am Donnerstag in der Früh die Provence verlassen können und rechtzeitig zu meinem Dienstantritt am Freitag zu Hause sind. Auf diese Art und Weise hätten wir sowohl den Hänger, das Motorrad, als auch all unsere Habseeligkeiten transportieren können, hätten für den ÖAMTC keine weiteren Kosten produziert und wir wären alle glücklich gewesen …

Einzige Reaktion des ÖAMTC: „Geben Sie uns Bescheid, ob es geklappt hat.“ KEINE HILFESTELLUNGEN ….

Wir vereinbaren mit Monsieur Merçier das Auto am nächsten Tag pünktlich um 9 Uhr zu Monsieur Brun zu überstellen – zahlen diesen Transport aus der eigenen Tasche.

Als Monsieur Brun dann vor uns noch mit Monsieur Merçier telefoniert, gibt dieser zu, daß er sich die Arbeit nicht antun wollte, da die Schrauben rostig waren! Wir haben das Gefühl, daß er so mehr Geld für die Standgebühr erhält, ohne dafür arbeiten zu müssen … Mein Bauchgefühl hatte mich also doch nicht getäuscht – wir haben einen wertvollen Tag verloren!!!

Auto wurde am Dienstag pünktlich zur Garage Brun gebracht und dort sofort mit der Zerlegung begonnen. Die Teile sind beim Großhändler lagernd, werden sofort bestellt und sollen Mittwoch in der Früh geliefert werden. Monsieur Brun versichert uns, sofort mit dem Einbau zu beginnen, wenn er die Teile hat und daß das Fahrzeug bis Mittwoch Nachmittag fertig ist.

Wir versuchen uns noch nicht zu sehr zu freuen – man(n) weiß ja nie …

Berufsbeding brauche ich immer einen Backupplan, der in unserem Fall so aussah, daß ich mit dem Mietwagen und einem großen Teil unseres Gepäcks am Donnerstag nach Hause fahre, Sonja in Aubignan bleibt, bis unser Auto repariert ist und dann mit dem Hänger nachkommt – Sie kann sich leichter in der Firma frei nehmen.

Einzige Aktion des ÖAMTC: Regelmäßige Anrufe, ob wir schon was wissen – keine Angebote um Hilfe bei Ersatzteilbesorgung, Druck auf Werkstätten, Terminvereinbarungen, Übersetzungshilfe (soweit reichte unser Französisch dann auch nicht mehr, um Kupplungsteile zu benennen …)

Als am Mittwoch zu mittag die Teile immer noch nicht da sind, werde ich langsam nervös. Doch ich kann nichts unternehmen, bin zum Warten und Zuschauen verpflichtet.

Wir unternehmen eine kleine Tour nach Gigondas um uns abzulenken. Gegen 18 Uhr schauen wir in der Werkstatt vorbei – die Teile sind da, die Kupplung bereits verbaut, der Zusammenbau des restlichen Autos soll noch 1 bis 2 Stunden dauern … Wir bekommen das Auto jedoch erst morgen in der Früh, da Monsieur Brun noch eine etwas ausgiebigere Probefahrt machen möchte, damit auch wirklich Alles paßt …

Das Auto zwei Stunden vor unserer Abreise zu bekommen, war nicht so ganz mein Traum – wir mußten ja auch noch einladen und ich wollte natürlich auch noch selbst eine Probefahrt machen, bevor ich mit dem Auto 1.440 Kilometer mit Hänger fahre!

Als Notbackupplan hatte ich jetzt nur mehr, am nächsten Tag mit dem Taxi nach Lyon zu fahren und von dort nach Hause zu fliegen – Sonja würde dann mit dem Auto nachkommen – Mietwagen aus Avignon holen und nach Hause fahren, wäre sich zeitlich nicht mehr ausgegangen …

Meine Nacht war sehr unruhig, zu viele Variablen noch immer im Spiel – doch schlußendlich ging Alles gut. Wir bekamen das Auto, machten eine kurze Probefahrt, verstauten Alles und fuhren los…

Billig war die Reparatur nicht, aber dafür gründlich, ordentlich und unter massivem Zeitdruck – der Mechaniker hat am Mittwoch bis 21 Uhr an unserem Auto gearbeitet …

Die Sache mit dem ÖAMTC ist okay – es ist eine Notfallsvariante um im „worst case“ nach Hause zu kommen – hat mit Eleganz und optimalen Lösungen aber nichts am Hut …

2 Comments

  1. Warning: Undefined variable $com_url in /home/.sites/856/site2105/web/wp-content/plugins/wp-gravatar/gravatars.php on line 157 snowflyerNo Gravatar

    Gut geschrieben – ich täte mir schon schwer die ganzen Fakten zu merken.

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      War für uns auch gar nicht so einfach, da wir bis zuletzt versuchten eine optimale Lösung zu finden und so zwischen den Möglichkeiten jonglieren mußten.
      Aber jetzt sind wir wieder gut nach Hause gekommen und schon wieder voller Tatendrang für neue Abenteuer!

      Ich wollte einfach nur einen Einblick geben, wie so eine Panne ablaufen kann und wünsche Dir, daß Du nie in eine solche Situation kommst!!!

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